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Sport • Laufen ist meine Droge. Die ersten 10 km und ich bin wieder voll drauf.

Sport • Laufen ist meine Droge. Die ersten 10 km und ich bin wieder voll drauf.

Ich höre nur meine Schritte und das leise Knirschen der kleinen Steinchen unter meinen Sohlen. Über mir singen Vögel, irgendwo bellt ein Hund. Weit weg. Wie meine Gedanken. Es gibt nur mich, die Natur und die Schritte, die einen gleichmäßigen Rhythmus vorgeben, an den sich meine Atmung anpasst. Ich laufe an Häusern vorbei, an Menschen, die vielleicht noch in ihren Betten liegen, während unten im Tal langsam der Nebel aufsteigt und die ersten Sonnenstrahlen durch das Blätterdach fallen. Am liebsten würde ich die Arme ausbreiten, den Kopf in den Nacken legen, ganz tief einatmen und die Welt in mich aufsaugen. Den Augeblick, in dem ich mich so lebendig fühle auf ewig konservieren und in mein Herz einschließen. Nach 10 Kilometer fühle ich nicht die Beine, die langsam schwer werden. Nicht mein Herz, das gegen meinen Brustkorb schlägt und auch nicht die Müdigkeit, die meinen Körper erfasst. Ich fühle das Leben. Und wenn ich könnte, würde ich ewig so weiterlaufen. Schritt für Schritt. Kilometer um Kilometer.

Als ich vor vielen Jahren mit dem Laufen angefangen habe, war es ein Mittel zum Zweck. Ein paar Kilo verlieren, ein bisschen fitter werden. Jetzt ist es ein Teil meines Lebens und ich werde ganz unruhig, wenn ich einige Tage nicht in meine Laufschuhe schlüpfen kann. Inzwischen kommen sie sogar mit in den Urlaub. Wie schön es war am Ufer der Elbe entlangzulaufen, während die Stadt dahinter langsam zum Leben erwacht. Oder den Strand entlang, den Blick einfach nur auf den Horizont und das Meer gerichtet.

Seit letztem Jahr habe ich Trailrunning für mich entdeckt. Ich will mich nicht mehr nur an Straßen und Wege halten. Ich will dorthin, wo mein Herz mich hinzieht. Über Stock und Stein, durch den Wald, vergessene Pfade entlang, die im hohen Gras fast nur noch zu erahnen sind. Ich will Wege entdecken, die ich noch nicht kannte. Richtungen, die ich sonst nie eingeschlagen hätte. Die Augen nach vorne, in die Zukunft, gerichtet. Oder auf den Wegrand. Man mag sich wundern, was man dort alles finden kann. Farbenfrohe Blume, funkelnde Steine und manchmal auch sich selbst.

Ich tracke meine Läufe übrigens immer mit Runtastic und „sammle“ so meine Kilometer.

Egal welche Sportarten ich ausprobiere, ich komme schlussendlich immer wieder zum Laufen zurück. Vor allem jetzt, wenn das Wetter so perfekt ist, kann ich einfach nicht indoor trainieren. So viel Spaß es mir auch macht, an solchen Tagen muss ich einfach raus. Im Moment ist es noch nicht zu warm und nicht mehr so kalt – die besten Voraussetzungen. Ich habe es diesen Winter auch erstmals geschafft, durchgehend (bis auf 1 Woche) laufen zu gehen. Leider nur an den Wochenenden, weil es Wochentags einfach viel zu früh dunkel wurde. Aber jetzt kann man auch noch nach der Arbeit die Laufschuhe schnappen und seine Runde drehen. Ich bin übrigens immer auf der Suche nach neuen Runden. Manchmal fahre ich sie vorher mit dem Fahrrad ab und messe die Kilometeranzahl, damit ich weiß, was mich erwartet. Eintönigkeit finde ich langweilig, ich will immer etwas Neues sehen und probieren. Nur fürs Intervalltraining habe ich meine fixe Strecke.

Mit der Zeit sind mir übrigens ein paar Kuriositäten aufgefallen, die mich beim Laufen sozusagen immer wieder heimsuchen:

  • Es fängt immer zu regnen an, wenn ich genau die Hälfte meiner Runde geschafft habe. Dann ist es egal ob ich umdrehe oder weiterlaufe, ich werde trotzdem nass.
  • Immer wenn ich im tiefsten, dunklen Wald laufe, kommt „Bad Things“ von Jace Everett (der Titelsong von True Blood) auf meinem iPod.
  • Ich laufe am längsten, wenn ich mir vorher denke „Hm, ich weiß nicht, ob das heute was wird“.

Manchmal werde ich gefragt, welche Ziele ich mit dem Laufen verfolge. Hm… Ich weiß es nicht. Es macht mir Spaß. Ich fühle mich besser, wenn ich vom Laufen zurückkomme. Gerne würde ich im Herbst einen Halbmarathon laufen. Aber ich weiß nicht, ob ich mit diesem Druck zurecht komme. Ich weiß, dass ich es schaffen würde, aber ich möchte dann auch immer gleich eine gute Zeit hinlegen und wäre enttäuscht, wenn ich zum Beispiel langsamer bin als im Training. Ich glaube, ich bin kein Wettkampf-Sportler. Mir reicht mein eigener innerer Wettkampf, den ich mit mir selbst austrage. Den ich manchmal gewinne und genauso oft verliere. Ich weiß, dass ich meinen inneren Dämonen nicht davonlaufen kann. Aber an manchen Tagen habe ich das Gefühl, ich könnte es wenigstens versuchen.

 

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15 comments

  1. Super Post!
    Hat echt spass gemacht durch zu lesen. Wie du schreibst, einfach sehr schön und spannend. Man muss einfach weiter lesen. Es gibt finde ich wenige die das können. Manchmal glaube ich, das fehlt bei mir noch ein wenig.

    Ich bin früher auch sehr viel gelaufen, mittlerweile laufe ich kaum noch. Ich geh lieber Bouldern. Ab und an reizt mich es doch wieder in meinen Laufschuhen zu schlüpfen und dann schaffe ich meistens mein Ziel was ich mir vorgenommen habe :).

    Liebe Grüße Brittney 🙂

    Resortofdesire

  2. Das mit dem „Ich laufe am längsten, wenn ich mir vorher denke: ich weiß nicht, ob das heute was wird“ kenne ich! 🙂
    Danke für diesen motivierenden Blogpost! 🙂

  3. Ich suche noch nach einer Sportart für mich. Fitnessstudio (die Kurse) sind irgendwie auch nicht das Gelbe vom Ei. Ich habe überlegt einen Ballettkurs zu besuchen. Mal schauen 🙂

  4. Ein richtig schöner Beitrag!
    Ich habe das Laufen vor ein paar Wochen für mich entdeckt. Früher habe ich es wirklich gehasst, aber es lag einfach an der eintönigen Strecke, genauer gesagt ein Kilometerkreis bei mir in der Gegend, der nicht wirklich viel hergab.
    Jetzt laufe ich im Wald und bei nahegelegenen Feldern, da ich genau am Stadtrand wohne.
    Es macht wirklich Spaß und ist zu dieser Jahreszeit einfach perfekt 🙂

    Liebe Grüße,
    Vita

  5. Wahnsinnig toller Beitrag! Mich hat das Lauffieber ja auch gepackt, aber aktuell ist das Wetter so irre wechselhaft und unmotivierend, dass ich seit Dienstag nicht mehr Outdoor sporteln war *schnüff*

  6. EIn toller Beitrag! Ich stimme dir zu – Angefangen habe ich auch um Gewicht zu verlieren und einfach wieder etwas Sport zu machen. Jetzt gehört es dazu! Mein Traum – EInmal im Central Park laufen. Da ich im Dezember dort bin, hoffe ich auf einen milden Winter in der Woche. Vielleicht klappt es.
    Allerdings habe ich immer Ziele vor Augen. Zuerst waren es die 5km schaffen, dann immer schneller darin werden. Jetzt soll es nächstes Jahr die Staffel werden, dafür muss ich auf knapp 7km kommen.
    Bzgl. deiner Halbmarathon-Bedenken kann ich dich vielleicht etwas beruhigen. Ich bin nie schneller gelaufen als in den Wettkämpfen. Die ganze Stimmung und das Adrenalin pushen einen so sehr – das ist der Wahnsinn. Liebe Grüße

  7. Anonymous says:

    Ich wüsste auf Anhieb nicht wo man in Graz als Mädl wann alleine laufen kann. Hätte ein ungutes Gefühl bzw passiert ja auch entlang der Mur usw immer wieder was… Schade!!

  8. toller post, da kriegt man wirklich gleich lust aufs Laufen! 🙂
    glg
    Mya
    http://myasfavorites.blogspot.ch/

  9. Toller, toller, toller Post!
    Und ich könnte heulen, so schön ist die Umgebung auf den Fotos!
    Dass es besonders gut läuft, wenn man vor dem Loslaufen kein gutes Gefühl hat, kenne ich nur zu gut! Ich kann im Moment leider nur ganz langsam laufen, weil sonst mein Knie zwickt – die Zeit draußen genieße ich aber trotzdem 🙂

    Andrea

  10. super beitrag – und ich schenke dir meinen vollen respekt – die motivation allein schon die sportschuhe aus dem keller zu holen ist bei mir schon so gering…hach – und ich weiß, es ist nur einmal den inneren schweinehund überwinden. aber der is so groß 😉

    liebst,
    vreeni

    ps: ein mini-giveaway inkl. interview findest du hier: giveaway

  11. Schoener Post.Ich trainiere wieder seit Januar und laufe seit ca 6 Wochen wieder und bin happy, das mein Knie bisher alles super mitmacht. Noch fehlt es mir an Kondition aber eine Stunde durchlaufen erfreut mich bereits-das Tempo kommt dann noch.Habe mich auch bereits zu meinem ersten Lauf angemeldet als Motivation.Ich finde es total entspannend zu Laufen und mir nebenbei die Gegend anzuschauen, die Ruhe zu geniessen

    Ich hatte bisher immer Glueck mit dem Regen 🙂

  12. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Auch mich hat er motiviert und angeschubst. Deine Fotos sind ein Traum!

  13. Hi Vicky,

    ganz großes Lob für deinen Post! Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen.
    Genau wie du bin ich auch eine reine Läuferin – obwohl ich verschiedene Dinge ausprobiert habe (Zumba, Aerobic, Radfahren, etc.) kehre ich jedes Mal wieder zum Joggen zurück. Liegt vermutlich in den Genen. Mein Papa ist genauso =D
    Die Sache mit dem Trailrunning werde ich gleich heute Abend ausprobieren. Ich suche nämlich auch ständig neue Routen und Strecken und da kommt mir die Idee mit dem „Querfeldein“ gerade recht.
    Nochmal vielen Dank und liebe Grüße
    Steffi

  14. Hallo,

    was für ein wunderbarer Beitrag! Du sprichst mir aus der Seele. In jedem einzelnen Satz erkenne ich mich wieder.
    Egal welche Sportart ich mache – das Laufen ist meine Leidenschaft. Ich liebe es mich in der Natur zu bewegen, die Natur zu spühren und zu erleben. Einen MP3-Player könnte ich gar nicht auf meine Runden mitnehmen. Die Musik würde mich nur stören.
    Auch „nerven“ mich manchmal die Geräusche, die das Kleingeld in meiner Hose verursacht, wenn ich am Wochenende meine Runde drehe und anschließend zum Bäcker laufe. Natur und sonst Stille – mehr brauche ich nicht zum Laufen.

    Wie bereits erwähnt, der Beitrag ist klasse. Laufen ist klasse!

    Liebe Grüße
    Denise

  15. Katharina says:

    Ich muss den anderen zustimmen, ein sehr schöner Beitrag!
    Ich muss zugeben ich bin ein absoluter Anfänger beim laufen vllt. mach ich auch irgendetwas falsch, denn mir fehlt wie jedem Anfänger die Motivation. Dennoch hatte ich mich dieses Jahr zum Firmenlauf (knapp 5km) angemeldet um meinen Körper zu beweisen „Du brauchst den Sport“. Der Lauf hat mir richtig Spaß gemacht und aufgrund der anderen Teilnehmer war man auch motiviert, nicht zu stoppen, einfach weiter immer weiter…das Leben spüren….leider kommt dieses Gefühl wirklich nur bei Events an. Bei meinem Ostseeurlaub versuchte ich jeden Morgen min. 4km zu schaffen, aber sie war weg, gerademal 2km, vllt. stresse ich mich einfach zu sehr, weil ich genau weiß, ich kann das, aber der Körper will nicht, die Beine schwer, genauso wie die Lunge, die nach Luft schreit und mein Herz, was ohne zu unterbrechen gegen meine Brustwand pocht und droht hinauszuspringen, wenn ich nicht endlich aufhöre.
    Ich hoffe, dass ich irgendwann diese Fesseln durchstoßen kann immerhin habe ich mich dieses Jahr noch zum motorrun man angemeldet und ich werde niemals stoppen, denn ich will dieses Gefühl nochmal erleben, wie hast du es beschrieben: Das Leben spüren

    Liebe Grüße
    Katha

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