Eine Zeit lang ist es schon her, als Hannah und ich im Berlinchen in Graz bei einem Annie Sloan Chalk Paint Workshop waren. Die Britin Annie Sloan hat Farben erfunden, mit denen man so gut wie alles was mit Möbeln zu tun hat bemalen kann, ohne die Stücke vorher zu bearbeiten. Bisher hieß es ja immer, dass man alte Möbelstücke abbeizen, abschleifen oder dergleichen muss, bevor man sie mit neuer Farbe bestreichen konnte. Mit den Chalk Paint Farben kann man sich das sparen und sogar (rostiges) Metall oder Textilien wie Lampenschirme bemalen. Das hat uns beide sehr neugierig gemacht, denn das würde ja heißen, dass man ab sofort alles bemalen kann, ohne vorher quasi eine Ausbildung zum Restaurateur gemacht zu haben. Vor Jahren scheiterte ich kläglich beim Versuch, einen alten Bilderrahmen vom Flohmarkt von seiner alten Farbe zu befreien. Auch nach dreimaligem Abbeizen war die Farbe nur leicht abgeblättert und auch das Schleifen hat wegen der ornamentartigen Form nicht geklappt.
Der Workshop dauerte mehrere Stunden und wir lernten, wie man am besten mit den Farben umgeht und welche Techniken damit möglich sind. Während der ganzen Zeit hatte ich bereits einen Plan im Kopf. Seit Jahren steht bei mir im Keller eine alte Kommode, die meine Mutter vor vielen Jahren einmal am Flohmarkt gekauft hat. Sie ist aus hellem Buchenholz, was mir nicht besonders gefällt und schon sehr lange spiele ich mit dem Gedanken, der Kommode eine andere Farbe zu geben.
Nach dem Workshop habe ich mir gleich zwei Farben (weiß und lila) gekauft und die Kommode aus dem Keller geholt. Uns wurde gesagt, dass man alte Möbel am besten vorher mit in Wasser aufgelöstem Natron oder mit Essigwasser waschen soll. Ich habe sicherheitshalber beides gemacht, denn die Kommode sah nicht besonders gut aus. Sie war sehr staubig und Lebensraum von Spinnen und diverser anderen Kriechtiere. Auch Holzwürmer hatten sich eingenistet und Staub, Schmutz und teilweise sogar Schimmel musste ich erstmal weg bekommen.
Nach dem Waschen stellte ich die Kommode für zwei Wochen an einen trockenen Ort, damit sie komplett durchtrocknen konnte. Außerdem habe ich beobachtet, ob sich noch immer Holzwürmer im Holz verstecken. Gott sei Dank waren die offensichtlich schon längst ausgezogen, so ersparte ich mir eine Behandlung mit einem speziellen Mittel. Anschließend habe ich alle Flächen noch gründlich mit einem feinen Schleifpapier abgeschliffen. Das Holz war relativ rau und durch das Schleifen wurde es schön weich. Bevor ich mit dem Malen begann, bin ich erstmal fast zwei Tage nur um das Möbelstück herum geschlichen. Ich traute mich nicht anzufangen, wusste zuerst nicht wo und wie. Danach rückte ich dem Teil mit einem kleinen Pinsel zu leibe und habe stundenlang an einer Minifläche gepinselt. Ich hatte ziemlich Angst, dass ich kleckere oder eine Kante nicht genau erwische. Irgendwann dachte ich mir aber einfach nur „Mach dir nicht ins Hemd, Vicky! Das ist keine Diplomarbeit, das Teil stand jahrelang im Keller, wenns nichts wird, dann kommt es eben einfach wieder dorthin zurück.“ Ich suchte mir einen größeren Pinsel und malte einfach drauf los. Die Kommode ist alt, sie hat ohnehin schon Kratzer, Sprünge und Wurmlöcher, deshalb muss auch die neue Farbe nicht perfekt sein. Und siehe da, ab jetzt machte es richtig Spaß. Ich entschied mich dafür, alle äußeren Flächen weiß und die Innenteile lila zu bemalen, was sich später als netter Kontrast herausstellte.
Ganz so leicht fiel mir die Arbeit mit den Farben allerdings nicht, ich hätte es mir ehrlich gesagt ein wenig einfacher vorgestellt. Man muss schon genau die richtige Konsistenz erwischen, damit die Farbe nicht zu dünn oder zu dick ist. Verdünnen kann man einfach mit Wasser, aber erwischt man zuviel, deckt sie nicht. Nimmt man zu wenig Wasser, bleibt die Farbe schmierig und zäh und man sieht jedes Haar des Pinselstrichs. Ich habe schlussendlich für mich den besten Weg gefunden indem ich zuerst eine dünne Schicht stark verdünnter Farbe aufgetragen habe, diese gut trocknen liest und dann noch eine zweite Schicht etwas weniger verdünnte Farbe darüber gemalt habe. Insgesamt habe ich mehrere Tage gebraucht, bis ich so alle Flächen bemalt hatte. Danach war ich noch motiviert und holte einen uralten Stuhl, der einmal meiner Oma gehört hatte. Ich wollte mich im Vorraum beim Anziehen der Schuhe schon immer hinsetzen können (ja, man wird auch nicht jünger) und fand, dass der Stuhl gut zur Kommode passen würde.
Bemalt habe ich ihn auf die selbe Art, jedoch anschließend bearbeitet, damit er an den Ecken einen Chabby Chic Charakter bekommt. Dafür lässt man die Farbe einfach gut trocknen und schleift diese an den Kanten mit einem groben Schleifpapier ab, so dass das ursprüngliche Holz zum Vorschein kommt. Wenn man das an einigen Stellen stärker und an anderen schwächer macht sieht es aus, als wäre die Farbe im Laufe der Jahre abgeblättert. Ich liebe diesen Effekt.
Einen Platz für die beiden „neuen“ Möbelstücke hatte ich schnell gefunden. Außerdem wollte ich diese Ecke schon so lange mit hübschen Bildern verschönern. Früher sah es dort so aus, ihr kennt die Ansicht von meinen Instagram-Bildern. Mein Gedanke war, daraus eine Reiseecke zu machen und die Bilder je nach Laune später einmal auszutauschen. Da mich Paris im Moment sehr fasziniert und ich unbedingt wieder einmal hin möchte, habe ich mich bei Allposters.de für dieses große Bild*, das eine Straßenlaterne am Treppenaufgang des Montmartre zeigt, entschieden. Ich habe das Format 61 x 91 cm und einen schwarzen Holzrahmen gewählt. Das Bild mit dem Bonjour- bzw. Paris-Schriftzug* ist aus einem kleinen Dawanda Shop mit hübschen Sachen namens Printasias. Den Rest habe ich selbst ausgedruckt, die Drucke kamen in schlichte weiße bzw. schwarze Holzrahmen.
Ich bin sehr glücklich mit meiner neuen Ecke und die kleine Umgestaltung hat großen Spaß gemacht. Ich mag es gerne, wie man Ecken mit ein paar Dingen anders gestalten kann. Außerdem liebe ich Möbelstücke mit Geschichte und kaufe mir viel, viel lieber einen alten Stuhl am Flohmarkt, als eines dieser gehypten und vielfach nachgebauten Designteile wie Ghost- oder Eam-Chairs, an denen ich mich höchstwahrscheinlich relativ schnell satt sehe. Bei einem alten Stück kann man sich Geschichten ausdenken – zum Beispiel, dass eine nette, alte Dame auf diesem Stuhl gesessen und gestrickt hat, während eine große, flauschige Tigerkatze auf ihrem Schoß geschnurrt hat…
WIE GEFÄLLT EUCH MEIN MÖBEL DIY?
*Diese Artikel wurden mir zur Verfügung gestellt.
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Oh wow, das sind ja tolle Farben! Ich bin immer abgeschreckt vom Abschleifen davor, ich muss mir die Farben auf jeden Fall für eventuelle Projekte merken! Danke fürs Herzeigen, ist wirklich schön geworden!
sehr hübsch geworden dein Vorraum! Ich liebe deine Paris-Bilder und den schönen Stuhl. Ich muss aber sagen, dass ich das Schränkchen wie es vorher war eigentlich viel schöner und ansprechender fand, es war so ein schönes altes Teilchen, der Charme geht durch die Farbe meiner Meinung nach leider verloren. Aber nichtsdestotrotz (schreibt man das so??!!) bin ich von den Farben begeistert, wäre nie auf die Idee mit dem lila-Innenraum gekommen – danke für dieses schöne Inspiration.
vicky das sieht so schön aus! das kästchen ist echt toll geworden, besonders weil die farbe innen eine andere ist. und die bilder passen so gut dazu ♥
Das Ergebnis zieht super gut aus. Da hat sich die Mühe wirklich gelohnt.
Die Kommode ist wahnsinnig toll geworden. Gerade der Farbkontrast gefällt mir sehr, sehr gut – zumal der Lilaton nicht so mädchenhaft ist.
Darf ich fragen, wieviel Farbe Du insgesamt gebraucht hast? Die Chalk Paints wären nämlich die ideale Lösung unsere ungeliebte (weil ziemlich hässliche) Holzgarderobe aufzuhübschen. Aber nach einer größeren Renovierungsaktion lassen mich die Preise fürs 1 Liter Töpfchen ehrlich gesagt etwas mit den Ohren schlackern…
Lieben Gruß,
Stefanie
Ich habe bei den Preisen auch erstmal richtig große Augen gemacht und dachte, dass meine Kommode echt teuer werden wird dadurch. Tatsächlich habe ich aber sehr wenig Farbe verbraucht. Ich weiß nicht, ob 1/10 fehlt bei der weißen Farbe. Die Dose scheint immer noch komplett voll zu sein. Ich ärgere mich auch ein wenig, dass ich bei der lila Farbe nicht ein kleines Töpfchen genommen habe, denn die große Dose werde ich niemals leer bekommen. 🙁
Danke für Deine rasche Antwort! 🙂 Ui, das klingt ja klasse mit dem geringen Verbrauch – so lob ich mir das! Dann werd ich das gleich mal triumphierend der schlechteren Hälfte unter die Nase halten und dann ein großes Töpfchen in Cream und ein kleines in Arles bestellen.
Seeehr schön ists worden 🙂 Gefällt mir total. Besonders das mit den Bildern find ich sehr gelungen!
Hab ein schönes Wochenende! Liebst, Carina
http://www.golden-avenue.blogspot.com
Suuuuper toll ist das geworden! 🙂
Liebste Grüße ♥ Joana
TheBlondeLion
Ich würde mich riesig freuen, wenn du bei meinem Gewinnspiel mitmachen würdest! 🙂
Das ist wirklich toll geworden 🙂 Da kannst du echt stolz drauf sein!
Liebe Grüße
Kathi