Ich kaufe mir diesen Rock, wenn ich die letzten 2 kg abgenommen habe.
Ich bewerbe mich um den Job, wenn ich genau 5 Jahre Berufserfahrung habe.
Ich starte mit meinem neuen Schwerpunkt, wenn ich mein Blogdesign überarbeitet habe.
Ich fange mit dem Laufen an, wenn ich den Laufplan für die nächsten 5 Monate komplett ausgearbeitet habe.
Ich nehme mir mehr Zeit für mich, wenn ich alles auf der To-Do-Liste abgearbeitet habe.
Kommt dir das bekannt vor?
Mir schon. Denn ich würde mich selbst als Perfektionistin bezeichnen. Bevor ich nicht alle Mails in meinem Posteingang abgearbeitet habe, verlasse ich das Büro nicht. Kleinigkeiten, die ich am selben Tag erledigen kann, lassen mich sozusagen am Sessel festkleben, egal wie schön die Sonne draußen scheint. Und plötzlich ist es 8 Uhr, weil 5 Kleinigkeiten eben auch ihre Zeit brauchen, die Sonne ist weg, mein Posteingang ist zwar leer, aber eingekauft habe ich nicht. Und das Treffen mit der besten Freundin zum Kaffee ging sich dann natürlich auch nicht mehr aus. Genauso wie die Laufeinheit.
Ein anderes Beispiel: Ich spreche seit gut einem Jahr davon, meinen thematischen Schwerpunkt hier am Blog ein bisschen zu verändern. Ich schreibe mir seitenlange Listen, feile an den Titeln für die Blogposts, suche seit Monaten nach dem perfekten Blogdesign, das zum neuen Schwerpunkt passt und was passiert inzwischen? Nichts. Ich verbringe Wochen und Monate damit alles perfekt vorzubereiten und zu planen, aber in Wahrheit geht nichts weiter.
Ist es nicht faszinierend, wie oft wir im Leben auf den perfekten Moment warten um etwas Bestimmtes tun zu können? Die Wahrheit ist jedoch, ständig perfekt zu sein ist nicht nur anstrengend, es frisst auch eine ganze Menge Zeit. Zeit, die wir produktiver nutzen könnten. Für die ersten Blogposts zum neuen Schwerpunkt. Für die ersten paar Laufeinheiten, ganz ohne Plan, nur um einfach mal an die frische Luft zu kommen und sich zu bewegen. Für die Jobsuche, denn der perfekte Job taucht ohnehin nicht genau nach 5 Jahren auf. Oder einfach für den Kaffee mit der Freundin.
Warum du aufhören solltest perfekt zu sein, wenn du Erfolg haben willst
Im Leben gibt es nur ganz selten den perfekten Moment. Warum sind wir trotzdem so versessen darauf, den perfekten Zeitpunkt abzuwarten? Perfektion ist nicht selten ein Feind von Kreativität. Oft entwickelt sich etwas Tolles gerade aus dem Prozess von Trial and Error. Stell dir vor, du planst ein Projekt viele Wochen oder Monate lang, schleifst an allen Ecken, verbesserst hier und da, fängst wieder von vorne an, wenn du hinten angekommen bist. Endlich gehst du damit an die Öffentlichkeit und jemand findet es blöd. Ich wäre gekränkt, denn ich habe so viel Arbeit und Planung reingesteckt. Vielleicht wäre ich demotiviert, würde an mir zweifeln, alles liegen lassen um das nächste Mal vielleicht noch länger und vermeintlich genauer zu planen.
Und jetzt stell dir vor, du hast eine Idee und fängst heute an sie umzusetzen. Klar, die Rahmenbedingungen sind nicht perfekt. Hier und da gehört noch etwas gemacht, aber deine erste Umsetzung kommt gut an, du bekommst positives Feedback. Du freust dich. Ich würde mich auch freuen. Und ich wäre motiviert weiter zu machen, hätte plötzlich noch mehr Ideen und mit jeder Idee würde sich mein Projekt weiter entwickeln. Wenn Feedback kommt, kann ich es aufnehmen und die Richtung vielleicht ein bisschen korrigieren, aber ich hätte nie das Gefühl, dass ich komplett gescheitert wäre.
Warum also warten? Je länger wir warten, desto mehr kommt dazwischen. Der Rock, den wir uns mit 2 kg weniger kaufen wollten, ist vielleicht dann gar nicht mehr modern. Oder ausverkauft. Der Job, um den wir uns bewerben wollten, bereits vergeben. Das Wetter zu kalt, um zu laufen. Was hilft dann der perfekte Plan, wenn es sich nicht mehr lohnt, ihn umzusetzen?
Starte heute!
Fang an. Mach den ersten Schritt. Hör auf nach dem perfekten Blogdesign zu suchen. Nimm einfach das, das dir als erstes besonders gut gefallen hat. Schnapp dir die Laufsachen und renn‘ los. Schreib deine Bewerbung. Heute noch! Wichtig ist es, einfach einmal zu starten. Verfeinern kannst du morgen immer noch. Denn je mehr du handelst, desto mehr lernst du. Und mit allem was du lernst, steigt auch das Vertrauen in dich selbst. Du wirst sehen, dass es so oft gar nicht um Perfektion geht, sondern darum, sprichwörtlich „den Arsch hochzubekommen“.
In diesem Sinne starte auch ich heute mit meinem ersten Blogpost zu meinem neuen Schwerpunkt. Und es ist dieser hier. Ich möchte euch in Zukunft immer wieder Tipps zu verschiedenen Themen geben. Zu Organisation, Zeitmanagement, Kreativität. Und Perfektion. Oder eben Nicht-Perfektion. Klar, ich hätte noch weiter an diesem Artikel feilen können. An den Formulierungen, an den Bildern… Und ich hätte damit warten können, bis ich mein perfektes neues Blogdesign gefunden habe. Aber ich pfeife jetzt ganz einfach mal drauf und klicke auf veröffentlichen. Genau in diesem Moment.
Starte heute! Ein sehr gutes Motto.
Toller Post! Und so wahr!
Ich freue mich schon auf weitere Posts zu deinem neuen Schwerpunkt und bin gespannt auf die Themen und Tipps!
LG
Das freut mich sehr. Ich freue mich auch schon auf die Posts, irgendwie bin ich jetzt wieder viel motivierter als noch vor ein paar Wochen… 🙂
Liebe Viktoria,
mir hat dieser Post wirklich gut gefallen – besonders auch deine Ehrlichkeit im Bezug auf deine eigene Umsetzung von Plänen. Ich würde mich freuen in Zukunft mehr Beiträge dieser Art zu lesen, da ich mich selbst sofort in diesem Beitrag wiedergefunden habe…
Viele Grüße
Corinna
Danke, das freut mich sehr! Gerade bei diesem Thema muss ich mich selbst an der Nase nehmen, da bin ich alles andere als perfekt. Aber man muss sich das glaube ich auch immer mal wieder vor Augen führen, damit man sich dem wieder bewusst wird. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich arbeite dran. 😉
Oh oh, das ist mal ein wirklich ein guter Blogpost! Ich finde mich selbst absolut wieder. Diesen Drang, alles irgendwie perfekt hinzukriegen und dadurch aber so viele andere Sachen zu vernachlässigen oder letzten Endes doch unzufrieden zu sein, den kenne ich nur gut. Und den kann man leider wirklich ÜBERALL wiederfinden, nicht nur im Bereich Sport, Uni, Blog, sondern bspw. auch in der Liebe. Danke für deine ehrlichen Worte und ich freue mich auf die kommenden Posts 🙂
Ja, da bin ich ganz deiner Meinung, das geht wirklich in jedem Bereich. Und mich trifft es irgendwie auch fast überall…
Ich freu mich sehr, dass dir der Blogpost gefallen hat, vielen lieben Dank!
Toller Blogpost!
Dein Post gefällt mir sehr gut. Hat mich schon in der Übersicht bei Lotte & Lieke so angelacht 🙂
Ich verstehe auch absolut was du meinst. Bevor ich meine erste Tochter bekam, war ich auch sehr perfektionistisch. Spätestens mit der zweiten Tochter hat sich das dann gelegt. Aufschieberitis plagt mich zwar trotzdem noch, aber die Laufschuhe hab ich schon seit 2 Monaten regelmäßig an den Füßen.
Insofern, wie du schon sagst, das Leben anpacken und loslaufen!
Ganz liebe Grüße
Yvonne
Eine Freundin hat mir etwas sehr ähnlicher erzählt. Sie meinte, mit Kind(ern) wird man irgendwann lockerer und kann gar nicht mehr so perfektionistisch sein. Ich finde es schön, wenn man dann auch einfach dazu steht, dass nicht alles perfekt laufen kann. So ist das Leben. 🙂 Finde es übrigens super, dass du deine Laufschuhe regelmäßig an die frische Luft bringst. Es tut so gut, wenn man einfach mal etwas für sich tut ohne viel nachzudenken und zu grübeln ob nicht irgend etwas doch wichtiger wäre.
Hi Viktoria!
Danke für diesen tollen Post! Ich hätte es nicht besser formulieren können!
Viel zu selten legt man gleich los und macht oder ändert etwas.
Es wird zuerst alles bis in perfekte kleinste Detail geplant und dann ist es wie du schon sagst meist zu spät!
Schicke dir liebste Grüße,
Annika
Hi Viktoria!
Danke für diesen tollen Post! Ich hätte es nicht besser formulieren können!
Viel zu selten legt man gleich los und macht oder ändert etwas.
Es wird zuerst alles bis in perfekte kleinste Detail geplant und dann ist es wie du schon sagst meist zu spät!
Schicke dir liebste Grüße,
Annika
Hallo Annika,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich merke das bei mir im Alltag sehr oft. Ich tüftle, plane und irgendwann ist es zu spät… In letzter Zeit achte ich aber bewusst darauf, auch einfach mal zu tun und das tut wirklich gut. 🙂
Hallo Viktoria,
toller Post. Kommt mir so bekannt vor: Etwas immer weiter rausschieben, weil es einfach noch nicht perfekt ist. Gerade beim Bloggen ist mir das anfänglich so ergangen. Ich habe ewig neue Designs ausprobiert, bevor ich mir gesagt habe: Drück jetzt auf „Veröffentlichen“. Du kannst immer noch weiter daran arbeiten. so mache ich das jetzt auch. Es ist eine Reise, die nie zu Ende geht 😉
LG, Regine
Oh ja, wem sagst du das, Regine. Gerade bei neuen Designs ging es mir immer so. Ich hätte mich da monatelang damit beschäftigen können.
Aber weißt du was lustig ist. Am Ende kommt man meistens wieder zu einem der ersten zurück, das man toll fand. Daher versuche ich mir jetzt anzugewöhnen, dass ich einfach auf mein erstes Gefühl vertraue.
Liebe Grüße und danke für deinen Kommentar!
Viktoria
Mir hat vor einiger Zeit ein Geschäftspartner gesagt – ‚ich schätze Perfektion sehr – aber dort, wo sie angebracht ist‘.
Ich sage über mich selbst öfters, ich hätte einen ‚Perfektions-Knall‘. Ich liebe Perfektion. Ich hasse Schlamperei. Vor allem bei der Arbeit. Aber der oben genannte Satz kommt mir regelmäßig in den Sinn… und ich versuche bewusst einen Schritt zurück zu treten. Und siehe da – es geht auch
Mir geht es wie dir, Schlamperei in der Arbeit geht gar nicht, da stellen sich mir die Haare auf. Was ich vor allem auch nicht mag ist, wenn Sachen einfach nicht zu Ende gebracht werden…
Aber du hast schon recht, wenn man immer mal wieder bewusst auf sich selbst schaut, geht es auch mit dem Knall. Dann merkt man zumindest wieder, wo der Knall nicht unbedingt angebracht ist. 😀